10 Jahre MOOCS

Seit über 10 Jahren werden uns verschiedenste Online-Kurse angeboten. Mit dem Schlagwort “MOOC – Massive Open Online Course” – oder Snooc – Small Network Online Course – ging es los.
Diese über das Internet zugänglichen Kurse wurden von namhaften Universitäten (z.B. Stanfort, Oxford, Open University) zuerst kostenlos angeboten. Wir konnten die Inhalte, Videos und Kursbestätigungen für uns runterladen. Die Kurse begannen an festen Daten, wurden von Professoren und fachlich kompetenten Tutoren zeitnah begleitet. Oft schrieben sich mehrere hundert oder tausend Leute für diese gratis angebotenen Kurse ein: Massive Open Online Courses eben, dazu kostenlos. Welch ein neues Bildungserlebnis! Allerdings zeigten die Statistiken, dass nur ca. 10% der Eingeschriebenen die Online Kurse wirklich beendeten.
Nach 10 Jahren ist vieles anders geworden. Die meisten Kurse werden von Universitäten und privaten Unternehmen kostenpflichtig vermarktet. Dabei kann jederzeit mit dem Kurs begonnen werden. Die zeitnahe Begleitung durch die Lehrkräfte ist nicht mehr möglich. Die “community” ist irgendwann online, arbeitet nicht mehr als Gruppe miteinander. Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden solche Kurse an, in diesem Bereich findet das grösste Wachstum für die Anbieter statt. Einzelpersonen, welche einen kostenpflichtigen Kurs zur Qualifizierung suchen, sind weniger geworden. 2021 ging der grosse Anbieter Coursera an die Börse. edX wurde durch 2u übernommen, auch hier “business as usual”. Die grossen Bildungsplattformen haben somit ihre Geschäftsmodelle und Kunden gefunden. Im Pandemiejahr sind die Nutzerzahlen stark gewachsen und haben sich heute auf einem höheren Niveau stabilisiert.
Interessanterweise lief die Entwicklung in China gegenteilig. Der chinesische Staat hat letztes Jahr die grossen privaten Anbieter von Nachhilfe- und Weiterbildungskursen verboten. Die an der Börse kotierten Unternehmen erlebten einen bösen Absturz. Sie mussten sich in kurzer Zeit zu Non Profit Organisationen wandeln. Der Staat sah eine zu grosse Gefahr von Ungleichheit der Bildungschancen, v.a. bei den Nachhilfeangeboten für Kinder und Jugendliche.

„In 2022, we can expect the top MOOC providers to further expand their catalog through non-university partners, as well as further expanding their businesses into the lucrative enterprise segment.“
Dhawal Shah, EdSurge, 28. Dezember 2021

Hier eine grafische Übersicht zu einigen MOOCS, die meisten sind aus dem englischsprachigen Bereich.

openSAP, iversity und oncampus sind nicht enthaltene deutschsprachige Plattformen. Es gibt weitere Plattformen, die ähnliche Lernangebote bieten: Bekannte Beispiele sind Udemy und LinkedIn Learning.
Findet hier wirklich das “neue Lernen” statt? Handelst es sich nicht eher um neue Geschäftsmodelle, um neue Benutzerkreise an sich zu binden? Lohnt sich ein sechswöchiger Onlinekurs der Harvard Business School (HBS) in Boston zum Thema “Management”?  Sicher werden sich das viele überlegen, die gerne mit einem Zertifikat (900 US$) von Harvard ihren Lebenslauf schmücken.
What role will MOOC platforms play in UK universities online futures?
https://www.neilmosley.com/blog/nm6ovv8dvhqlrkovr5861l5pxlw0rc

Digitale Experimente – Moocs oder Snocs
(Süddeutsche Zeitung. 5.4.2017, Christine Demmer)

Lernzirkel gründen zur Unterstützung des Online-Lernens:
https://www.muellerkaelin.ch/lernzirkel-learning-circle/